Design for the Living World / Marjetica Potrč

 

Wandergesellen und partizipatives Design: Design for the Living World ist Marjetica Potrč’ Klasse zu partizipativen Praktiken an der Hochschule für Bildende Künste in Hamburg. Inspiriert durch die Tradition der Wandergesellen, die Erfahrungen in ihrem Handwerk durch das Wandern von Stadt zu Stadt erlangt haben, arbeiten die Studierenden in Projekten in anderen Städten und Ländern. Die Methode der Klasse ist forschend und fächerübergreifend, der Fokus der Arbeit liegt auf partizipatorischem Design, d.h. die Studierenden arbeiten mit lokalen BewohnerInnen zusammen und lernen durch das gemeinsame Tun. Sie untersuchen die jeweilige Umwelt (ökologische Veränderungen, die jeweilige soziale und politische Situation) und entwickeln Projekte, die auf lokale Herausforderungen mit nachhaltigen Lösungen zu antworten versuchen.

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The Soweto Project / Design for the Living World

Oft an Orten von Krisen umgesetzt, sind Marjetica Potrč’s Projekte durch partizipatorische Gestaltung und die Sorge um Nachhaltigkeit geprägt. Sie legt insbesondere Wert auf individuelle Selbstermächtigung, Instrumente zum Lösen von Problemen und Strategien, die sich auf die Zukunft beziehen. Oft sind Wasser- und Energie-Infrastrukturen sowie Gemüsegärten Teil ihrer Projekte. So beispielsweise 2009 bei: Der Koch, der Bauer, seine Frau und ihre Nachbarn; hier wurde auf einer zuvor ungenutzten Fläche im Amsterdamer Stadtteil Nieuw West ein Gemeinschaftsgarten und eine Gemeinschaftsküche geschaffen.

Für Potrč sind menschliche Ressourcen ebenso wichtig wie natürliche. Es geht ihr weniger um die Erschaffung physischer Objekte als um sogenannte „relationale Objekte“ – d.h. etwas, das dabei hilft Beziehungen zwischen Nachbarn zu stärken und zu einem nachhaltigeren urbanen Leben beiträgt. Mit solchen „relationalen Objekten“ und mit „performativen Handlungen“ versuchen Potrč und ihre Studierenden in Zusammenarbeit mit Communities daran zu arbeiten, dass sie resilienter und nachhaltiger werden. Ein Beispiel einer solchen „performativen Handlung“ findet sich etwa in dem Projekt Tromsø- Eine arktische Stadt als Garten, das 2013 von der Tromsø Academy of Contemporary Art organisiert wurde. Die Beteiligten haben auf einer Fläche nahe am Hafen, die eigentlich für die Bebauung mit einer Shopping-Mall bestimmt war, einen kleinen Streifen ausgemacht, der der Gemeinde gehört und diesen Streifen in einer öffentlichen Aktion sichtbar gemacht. Damit sollte auf die Wichtigkeit des Engagements in Fragen öffentlichen Interesses aufmerksam gemacht werden. Die Botschaft der Aktion war: „Dieses Land gehört Euch. Diese Stadt gehört Euch. Die Stadt, das seid Ihr“. Das Projekt Tromsø – Eine arktische Stadt als Garten war zugleich die erste intensive Zusammenarbeit zwischen Marjetica Potrč, ihrer Klasse, Åsa Sonjasdotter und dem Prinzessinnengarten.

 

Leben mit Boden und Wasser

 

Die „Design for the Living World“ Klasse der HFBK Hamburg wird im Rahmen der Nachbarschaftsakademie Fragen zu Wasser, Land und Boden nachgehen. Mit diesen lebenswichtigen Elemente haben die Menschen in der Nachbarschaft des Prinzessinnengartens tagtäglich zu tun, aber wohl nur selten fragen sie näher nach ihnen. Während der Immobilienmarkt nur den Preis von Flächen berücksichtigt, werden die Studierenden nach dem Wert des Bodens fragen. Brauchen wir fruchtbarere Böden? Ebenso werden sie auch das Wasser nicht nur als eine gegebene natürliche Ressource betrachten. Sie werden untersuchen, wie man mehr Wasser benutzen kann, da das Grundwasser derzeit zu hoch ist. Sie werden prüfen, ob das Leben auf Hausboden eine bezahlbare Alternative darstellen kann. Ausgehend von gegenwärtigen Lebensbedingungen werden die Studierenden gemeinsam mit AnwohnerInnen ein Gespräch darüber  beginnen, wie Zukünfte aussehen könnten und dazu das Welt-Café-Format nutzen. Sie werden über die Bedingungen für Wasser, Land und Boden in 50 Jahren nachdenken. Sie werden ihre Ergebnisse mit Rechtsexperten und Autoren diskutieren, die die derzeitige Situation kennen und gleichzeitig in der Lage sind, Wirtschaft, Politik und Kultur ausserhalb der gewohnten Bahnen zu betrachten. Abschließend werden die Ergebnisse in Form eines Manuals präsentiert und den AnwohnerInnen zugänglich gemacht. Ein Spaziergang durch die Nachbarschaft soll es diesen erlauben, Herausforderungen der Zukunft aus einer neuen Perspektive zu betrachten und über Maßnahmen nachzudenken, die zu einer resilienteren Nachbarschaft beitragen.

 

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